BLS Cargo – erfolgreiches Geschäftsmodell im Alpentransit
Seit seiner Gründung im Jahr 2001 wächst BLS Cargo stark und schreibt schwarze Zahlen. Mit einem Marktanteil von 40% im Alpentransit durch die Schweiz hat sich das Unternehmen im liberalisierten Marktumfeld etabliert und übernimmt eine wesentliche Rolle innerhalb der schweizerischen Verlagerungspolitik. Die positiven Ergebnisse der vergangenen Jahre bestätigen, dass die Weichen in den Jahren 2000 bis 2002 richtig gestellt wurden. Die BLS erkannte damals für den Güterverkehr folgende Chancen:− Die Liberalisierung und das Bedürfnis der Kunden nach unterschiedlichen Marktangeboten;− das hohe Wachstumspotenzial des Transitmarktes auf der Schiene durch die Schweiz auf dem Korridor Rotterdam–Mailand, speziell mit Ausblick auf die Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels 2007;− die Basisvereinbarung von 2001 zwischen der BLS und der SBB, in der eigenständige Aktivitäten der beiden Unternehmen im Güterverkehr beschlossen wurden. Diese erhöhte einerseits den Druck auf die BLS, sich den neuen Bedingungen anzupassen, setzte aber andererseits starke unternehmerische Impulse frei.In Anbetracht dieser Chancen entschied die BLS 2001, ihre Güterverkehrsaktivitäten zu stärken und die BLS Cargo AG zu gründen. Seither hat sich BLS Cargo Schritt für Schritt auf die Bedürfnisse des Transitverkehrs ausgerichtet. Die Kernpunkte dieser Strategie werden im Folgenden kurz dargelegt.
Marktzugang in der Schweiz und Erschliessung der europäischen Märkte durch strategische Partnerschaften
BLS Cargo hatte bereits 2002 festgestellt, dass die Marktöffnung im Schienengüterverkehr nicht nur in der Schweiz stattfindet. Auch der wichtige europäische Markt, wo sich die Hauptkunden des Transitverkehrs durch die Schweiz befinden, wurde liberalisiert. Dies erforderte eine Ausrichtung der Strategie auf den internationalen Markt. Mit der Öffnung des Aktienkapitals für ausländische Unternehmen wurde dies erfolgreich umgesetzt. Ziel war es, bestehende strategische Partnerschaften auszubauen und Sicherheit für die zukünftige Entwicklung zu schaffen. Mit der Einbindung von DB Schenker (Railion Deutschland AG) und der italienischen Ambrogio-Gruppe ins Aktionariat realisierte BLS Cargo Synergien, erschloss neue Verkehrsmärkte und gewann internationales Logistik-Know-how hinzu. Die enge Partnerschaft mit beiden ausländischen Aktionären wurde 2008 vertieft, indem beide Unternehmen ihre Aktienanteile an BLS Cargo erhöhten.Für das Unternehmen haben sich diese langfristig ausgerichteten Allianzen als ausgesprochen erfolgreich erwiesen. Es profitiert von den Partnerschaften und ist vollwertig in das europaweite Produktionsnetzwerk der DB Schenker integriert. Im Gegenzug bietet BLS Cargo den Partnern ausgezeichnete Leistungen im Alpentransit durch die Schweiz und eine hohe strategische und operative Verlässlichkeit. In der Schweiz und bei ausgewählten Kunden baut BLS Cargo nachhaltige Partnerschaften erfolgreich auf. Die Schwerpunkte liegen derzeit im kombinierten Verkehr und im Mineralölbereich.
Effizienz durch schlanke Prozesse, grenzüberschreitende Produktion und Nutzung von Synergien
Mit der Strategie wird das gesamte Produktionssystem auf die schlanke Erstellung von Ganzzugsverkehren ausgerichtet. Dies hat den Vorteil einer sehr intensiven und effizienten Nutzung der Traktionsressourcen. Das Unternehmen ist gemeinsam mit DB Schenker Vorreiter bei den grenzüberschreitenden Produktionskonzepten zur Überwindung der heute leider immer noch bestehenden Systemgrenzen im Schienengüterverkehr. Seit 2003 produzieren BLS Cargo und Railion Deutschland die Verkehre gemeinsam durchgängig über die Grenzen hinweg. Railion-Lokomotiven verkehren von Deutschland bis nach Domodossola (I), Chiasso (CH) und Luino (I); BLS-Cargo-Lokomotiven fahren bis nach Mannheim (D) und Offenburg (D). Auch die Lokführer verbleiben teilweise grenzüberschreitend auf den Lokomotiven.Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Railion Deutschland hat sich in der Vergangenheit als sehr erfolgreich erwiesen. Dies äussert sich in einer verbesserten Effizienz beim Einsatz der Traktionsmittel und in Qualitätsgewinnen dank kürzerem Aufenthalt an der Grenze. BLS Cargo setzt auf dieses Produktionsmodell und ergänzt die bestehende Lokomotivflotte mit weiteren zehn Mehrsystemlokomotiven, die sie derzeit in Betrieb nimmt. Die neuen Lokomotiven ermöglichen nun auch in Italien und Österreich grenzüberschreitende Einsätze.
Hohe Qualität und Flexibilität bei starker Kundenorientierung durch langfristige Partnerschaften
Der zunehmende Wettbewerb fordert von den Bahnen klare Strategien und eine gegenüber der Konkurrenz klare Positionierung. BLS Cargo hat sich intensiv mit der Positionierung des Unternehmens auseinandergesetzt: Wo unterscheidet sich das Unternehmen von anderen Marktteilnehmern, und wo nehmen es die Kunden als einzigartig wahr?Das Resultat dieser Überlegungen ist die Positionierung «BLS Cargo. Die Alpinisten». Das Unternehmen tut alles, damit die Alpen den Kunden für ihren Gütertransport nicht im Weg stehen. Ihre Stärken sind dabei die langjährigen Erfahrungen im Alpentransit, Kundenorientierung und Partnerschaften mit den Kunden. Es bietet den Kunden langfristige beidseitig profitable Partnerschaften. Verkehre werden oftmals über Jahre gemeinsam mit den Kunden optimiert und Produktionsprozesse von Fahrplanperiode zu Fahrplanperiode verbessert. Dank der schlanken Strukturen erhält sich das Unternehmen die Flexibilität, auf individuelle Bedürfnisse der Kunden einzugehen und massgeschneiderte Transporte anzubieten.
Wachstum dank erfolgreicher strategischer Positionierung
Zum siebten Mal in Folge präsentierte BLS Cargo für 2007 ein Wachstum bei der Verkehrsleistung und eine Verbesserung der finanziellen Ergebnisse. Das Unternehmen steigerte die Verkehrsleistung gesamthaft um 3% auf 3341,8 Mio. Nettotonnenkilometer. Im Transitgeschäft, das rund 96% der Aktivitäten ausmacht, wurde die Verkehrsleistung sogar um 4,5% erhöht. Der Marktanteil im Alpentransit durch die Schweiz beträgt derzeit rund 40%. Für das Jahr 2008 rechnet BLS Cargo mit einem Wachstum der Verkehrsleistung von rund 8%–10%. Das Jahresergebnis wird positiv sein, liegt allerdings aufgrund des starken Einbruchs der Konjunktur im vierten Quartal und des gegenüber dem Euro stärker gewordenen Schweizer Frankens unter den Planungen. Das Geschäftsmodell bewährt sich seit nunmehr sieben Jahren. Gerade in einer Zeit, in der sich der europäische Schienengüterverkehrsmarkt konsolidiert und mit einer Rezession gerechnet werden muss, ist Anpassungsfähigkeit besonders gefordert. Die Investition in ein tragfähiges Geschäftsmodell und die konsequente Ausrichtung darauf stellen einen klaren Vorteil gegenüber den Wettbewerbern dar. In diesem Sinne schaut BLS Cargo trotz einen schwierigen Jahrs 2009 zuversichtlich in die Zukunft.
Dr. Dirk Stahl
CEO BLS Cargo AG
BLS Cargo AG
Die BLS Cargo AG wurde am 3. April 2001 gegründet. Sie führt das Güterverkehrsgeschäft der BLS AG, die mit 52% an der BLS Cargo AG beteiligt ist. Weitere Aktionäre sind mit 45% DB Schenker (Railion Deutschland AG) und mit 3% die italienische Ambrogio-Gruppe.Das Unterehmen hat in den vergangenen Jahren seine Verkehrsleistung stark gesteigert. Mit einem Marktanteil von heute rund 40% im Schweizer Transitverkehr auf der Schiene nimmt BLS Cargo in der schweizerischen Bahnlandschaft eine wichtige Funktion wahr und leistet einen massgeblichen Beitrag zur Erreichung der Verkehrsverlagerungsziele des Bundes. Internet: www.blscargo.ch.
Proposition de citation: Stahl, Dirk (2009). BLS Cargo – erfolgreiches Geschäftsmodell im Alpentransit. La Vie économique, 01. janvier.