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Wer in nachhaltige Anlagen investiert, will Resultate sehen. Dazu ist Transparenz unabdingbar.
Sabine Döbeli, Geschäftsleiterin, Swiss Sustainable Finance, Zürich

Standpunkt

Der Ruf nach mehr Transparenz im Bereich nachhaltige Anlagen ertönt immer lauter. Es steht der Vorwurf von «Greenwashing» im Raum, und mehr Transparenz soll Abhilfe schaffen. Doch was genau ist gemeint mit Transparenz?

Für nachhaltige Anlagen ist Transparenz auf zwei Ebenen relevant. Erstens müssen Unternehmen, in die ein Anleger investiert, mehr und einheitlichere Informationen zu ihrer Nachhaltigkeitsleistung bereitstellen. Sobald der Gegenvorschlag zur Konzernverantwortungsinitiative in Kraft tritt, sind Grossunternehmen in der Schweiz verpflichtet, im Nachhaltigkeitsbereich mehr Transparenz zu schaffen. Um eine möglichst gute Vergleichbarkeit sicherzustellen, müssen nun klare Anforderungen bezüglich Art und Form der Information definiert werden.

Die zweite Ebene betrifft die Vermögensverwalter: Sie müssen aufzeigen, wie nachhaltig ihre Finanzprodukte sind. Beispielsweise indem sie darlegen, wie grün ein Investment ist oder welche soziale Wirkung damit erzielt wird. Leider ist dies alles andere als einfach. So müssen für möglichst alle Investitionsobjekte Informationen zu relevanten Nachhaltigkeitsthemen vorliegen. Im Falle von grossen, börsenkotierten Firmen werden solche Daten oft von spezialisierten Research-Firmen erhoben und können dort eingekauft werden. Geht es um kleinere Firmen, kommt der Investor – etwa im Rahmen von Impact-Investments – nicht umhin, sich solche Informationen selber zu besorgen, was oftmals ein aufwendiger Prozess ist. Schliesslich müssen die Informationen auch in vergleichbarer Form verfügbar sein, damit sie sich aufsummieren lassen. Weil dies häufig nicht der Fall ist, sind zum Teil Umrechnungen und Abschätzungen erforderlich.

 

Vertrauen schaffen

Wem nützt diese Transparenz? Zum einen profitieren die Vermögensverwalter: Indem sich die Nachhaltigkeit eines Finanzprodukts besser messen lässt, können sie konkretere Ziele setzen und verlässlicher über erreichte Fortschritte berichten. Zum andern schafft Transparenz bei den Kunden Vertrauen und beugt dem genannten Greenwashing vor. Verschiedene Finanzprodukte lassen sich besser vergleichen und nach persönlichen Präferenzen auswählen, wenn einheitliche Informationen vorliegen. Heute suchen Kunden leider meist vergeblich nach solchen Angaben.

Viele Fondsmanager haben zwar eigene Kennzahlen entwickelt. Diese Daten ermöglichen allerdings nur einen Vergleich innerhalb des eigenen Produktangebots oder mit einem Benchmark, nicht aber mit den Finanzprodukten von Mitbewerbern. Vor diesem Hintergrund entwickelt der Verband Swiss Sustainable Finance gemeinsam mit seinen Mitgliedern Empfehlungen dazu, wie die Nachhaltigkeitsleistung eines Portfolios über einheitliche Informationen ausgewiesen werden kann.

Transparenz ist also kein Selbstzweck, sondern schafft die Basis für bewusste Investitionsentscheidungen durch die Anleger. Voraussetzung dafür ist die Bereitstellung einheitlicher Informationen durch die Anbieter – ein Prozess, in dem wir erst am Anfang stehen. Die Einführung von Richtlinien für die Information zur Nachhaltigkeit von Anlagen – und damit für mehr Transparenz – ist aber nur noch eine Frage der Zeit.

Zitiervorschlag: Sabine Döbeli (2021). Standpunkt: Transparenz ist kein Selbstzweck. Die Volkswirtschaft, 30. April.