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Kreislauffähige Produkte sind der Schlüssel für mehr Kreislaufwirtschaft. Nicht weniger, sondern das richtige Material ist entscheidend.
Rahel Ostgen, Mitarbeiterin Marketing und Kommunikation, Swiss Recycling, Zürich

Standpunkt

Re-think, Re-duce, Re-use, Re-cycle: Kreislaufwirtschaft ist ein neues Denkmodell, das weit über Recycling hinausgeht. Ein optimiertes Design der Materialien sowie neue Geschäftsmodelle sollen Abfälle eliminieren und so die Nachfrage nach Primärrohstoffen minimieren. Zudem sollen Kernthemen aus Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft aufgegriffen und in eine nachhaltige Entwicklung übergeführt werden. In der Schweiz bietet dabei der Ressourcentrialog mit seinen Leitsätzen für die Abfall- und Ressourcenwirtschaft 2030 eine fundierte Grundlage.

Der Klimawandel, die allgegenwärtige Plastik-Thematik wie auch der weltweite Ressourcenverbrauch verdeutlichen die Notwendigkeit der Umstellung von einer linearen zu einer zirkulären Wirtschaft. Für einen Wandel begünstigend ist das Engagement der Industrie, beispielsweise das Ziel führender Unternehmen, bis 2025 100-prozentig rezyklierfähig zu sein. Es gibt aber auch Barrieren: So sind Produkte und Verpackungen heute oft noch nicht zirkulär, und immer komplexere Produkte mit unzähligen Materialien erschweren die Rezyklierbarkeit. Ausserdem gibt es Zielkonflikte zwischen Materialeffizienz und Kreislauffähigkeit, denn für die Kreislaufwirtschaft ist nicht immer weniger, sondern das richtige Material entscheidend.

Die Materialwahl ist entscheidend

Für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft braucht es wiederverwendbare und wiederverwertbare Produkte. Das Produktdesign ist deshalb ein Schlüsselwerkzeug: Für eine zirkuläre Produktgestaltung müssen Produkte rezyklierbar sein. Dabei ist der Einsatz von erneuerbaren Ressourcen oder permanenten Materialien, wie Glas oder Metall, entscheidend. So kann der Wertstoff Aluminium beispielsweise als Aluminiumdose immer wieder eingeschmolzen und wiederverwertet werden, ohne seine inhärenten Eigenschaften zu verlieren.

Es braucht eine ganzheitliche Sichtweise, welche die konkreten Verwertungsmöglichkeiten nach Stand der Technik, die Einsatzmöglichkeiten des wiederverwerteten Materials und die Information und die Sensibilisierung bis hin zum Konsumenten berücksichtigt. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Umsetzung ist die Kooperation über die gesamte Wertschöpfungskette.

Um die Kreislaufwirtschaft zu stärken und den Umweltnutzen des Recyclings weiter zu optimieren, hat Swiss Recycling, der Dachverband der Schweizer Recyclingsysteme, zusammen mit Partnern die Drehscheibe Kreislaufwirtschaft Schweiz ins Leben gerufen. Die Drehscheibe greift die vier Schwerpunktthemen Indikatoren, Rezyklierbarkeit, Sensibilisierung und Digitalisierung auf, die übergreifend und in Zusammenarbeit mit den beteiligten Akteuren bearbeitet und umgesetzt werden.

Rezyklierbarkeit als Grundstein der Kreislaufwirtschaft ist heute ein «Muss». Für eine erfolgreiche Umsetzung und einen Wandel hin zu mehr Kreislaufwirtschaft müssen die Akteure der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten. Die Wirtschaft erkennt vermehrt den Nutzen und die Chancen der zirkulären Wirtschaft, und die Bevölkerung fordert eine nachhaltige Entwicklung. Lösungsansätze und innovative Ideen sind vorhanden – der Zeitpunkt, die Schweizer Wirtschaft zirkulärer zu gestalten, ist heute und jetzt!

Zitiervorschlag: Rahel Ostgen (2019). Standpunkt: Produktdesign ist der Schlüssel. Die Volkswirtschaft, 18. Juli.