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Das Schweizer Höchstspannungsnetz – Rückgrat der Versorgungssicherheit

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Seit wenigen Wochen ist das neue Stromversorgungsgesetz (StromVG) in Kraft. Für die Stromkunden hat sich bis jetzt wenig verändert. Eine wachsende Bedeutung kommt hingegen Stromnetzen im öffentlichen Leben zu. Stromnetze nehmen als natürliche Monopole wichtige Funktionen für die Versorgungssicherheit eines Landes wahr. Während in der EU noch über eine strikte eigentumsrechtliche Trennung von Erzeugung und Netzbetrieb diskutiert wird, sieht der schweizerische Gesetzgeber vor, dass das Übertragungsnetz innerhalb der nächsten fünf Jahre in den Besitz von Swissgrid übergehen soll. Unabhängig von den Interessen der Stromhändler und -produzenten wird dadurch die Sicherheit im Übertragungsnetz gewährleistet und für alle Stromkonsumenten eine sichere Stromversorgung in der Schweiz aufrechterhalten.

Strom kann nicht auf Vorrat produziert und gelagert werden, wie etwa Kohle oder Gas, und muss dann bereitgestellt werden, wenn der Kunde ihn benötigt. Das heisst: Produktion und Verbrauch müssen sich stets die Waage halten. Mit einem dichten Netz an Hoch- und Höchstspannungsleitungen lassen sich Ungleichgewichte zwischen Stromverbrauch und -produktion ausbalancieren, indem Strom regionen- und länderübergreifend von Kraftwerken zu den Verbrauchern transportiert wird. Allerdings geschieht dies nicht von selbst. Ein Übertragungsnetzbetreiber überwacht und regelt die Stromflüsse Tag und Nacht und greift bei Gefährdung der Sicherheit ein, indem er Anweisungen an die Stromproduzenten in Bezug auf die Leistungs- und Frequenzregelung erteilt.

Das Netz als natürliches Monopol…


Die Schweiz spielt durch ihre geografische Lage inmitten Europas eine besondere Rolle. Nebst der inländischen Versorgung besitzt das Schweizer Übertragungsnetz wichtige Transitfunktionen und ist damit eine bedeutende Voraussetzung für eine gut funktionierende Wirtschaft im In- und Ausland. Seit dem 15.Dezember 2006 überwacht und regelt die nationale Netzgesellschaft Swissgrid die Stromflüsse auf diesem 6700 Kilometer langen Netz, welches nicht nur das Ausland, sondern auch alle Schweizer Regionen miteinander verbindet. Zwar werden heutzutage Angebots- und Nachfrageschwankungen mit diversen Massnahmen ausgeglichen, ohne dass der Stromverbraucher etwas merkt. Dennoch erreicht das Schweizer Höchstspannungsnetz allmählich seine Belastungsgrenze. Grund dafür sind der fortwährend steigende Stromkonsum und die Liberalisierung des Strommarktes in Europa mit zunehmenden Stromhandelsaktivitäten. Zur Erweiterung der Netzkapazitäten sind laufende Optimierungen in den Prozessen des Übertragungsnetzbetriebs und diverse Netzausbauprojekte im Gange.

…im geöffneten Strommarkt


Wichtigstes Merkmal des geöffneten Strommarktes ist der Wettbewerb, wo der Kunde seinen Lieferanten frei wählen kann. Damit ein Lieferantenwechsel überhaupt möglich ist, müssen zuerst die Weichen richtig gestellt werden. Die Schweizer Strombranche – und damit auch Swissgrid – bereitet sich intensiv auf die Marktöffnung vor. In diesem Zusammenhang müssen die Marktregeln für den geöffneten Strommarkt definiert werden. Für die Regelzone Schweiz laufen die Daten- und Informationsflüsse bei Swissgrid als Betreiberin des Schweizer Höchstspannungsnetzes zusammen. Somit besitzt sie jederzeit den Durchblick über die jeweilige Netzsituation im Inland und im benachbarten Ausland. Swissgrid agiert deshalb als alleinige Ansprechpartnerin für sämtliche Fragen von Führung, Betrieb sowie Nutzung des Höchstspannungsnetzes. Schliesslich trägt sie die Verantwortung für einen reibungslosen Ablauf des Stromdatenaustausches, der die Grundlage für den Lieferantenwechsel bildet.

Noch viel Arbeit bei der Umsetzung


Als letztes Land in Europa beginnt die Schweiz mit der gestaffelten Liberalisierung ihres Strommarktes, wobei noch zahlreiche Details zu regeln sind. Im Mittelpunkt aller Aktivitäten steht unbestritten der freie Lieferantenwechsel für Grossverbraucher mit einem Jahresstromverbrauch von mehr als 100000 kWh per 1. Januar 2009. Aber auch die Entflechtung des Höchstspannungsnetzes, die Einführung der kostendeckenden Einspeisevergütung und weitere gesetzliche Vorgaben werden noch viel Arbeit erfordern.  Langfristiges Ziel bleibt die zweite Etappe mit der kompletten Öffnung des Strommarktes für alle Endverbraucher. Nur so kann die Schweiz mit dem restlichen Europa Schritt halten. Letztendlich gilt es, die Schweizer Energielandschaft – unter Berücksichtigung von Versorgungssicherheit und Klimaschutz – nachhaltig zu entwickeln. Dabei soll das Schweizer Höchstspannungsnetz in seiner Funktion als Stromdrehscheibe Schweiz im Herzen Europas einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Schweiz leisten.

Zitiervorschlag: Aebi, Hans-Peter (2008). Das Schweizer Höchstspannungsnetz – Rückgrat der Versorgungssicherheit. Die Volkswirtschaft, 01. Januar.