
Tanguy Léon-Pflieger, Managing Director, Michelin Suisse, Givisiez FR
1908 lancierte das französische Unternehmen Michelin die erste Schweizer Ausgabe seines berühmten roten Gastroführers. 1926 eröffnete Michelin in Genf eine Filiale für Reifenhandel, danach baute es seine Aktivitäten in der Schweiz stetig aus.
Kurz vor seinem 100-Jahr-Jubiläum im Jahr 2026 beschäftigt der Michelin-Konzern fast 350 Mitarbeitende. Das Unternehmen ist in erster Linie im Kanton Freiburg tätig und hat dort eine umfassende Wertschöpfungskette aufgebaut. Dazu gehören ein Logistikzentrum für Reifen (PKW, Baumaschinen, LKW und landwirtschaftliche Fahrzeuge), ein Finanzzentrum sowie ein Zentrum für Forschung und Entwicklung (F&E). Michelin betreibt zudem eine Euromaster-Filiale sowie über 30 Werke für Reifenmontage und Fahrzeugservice, die in der ganzen Schweiz verteilt sind und den direkten Zugang zu den Endkunden sichern.
Michelin zählt zu den hundert innovativsten Unternehmen weltweit.[1] Unter anderem weil es der F&E in seiner Strategie höchste Priorität einräumt und über eine Milliarde Euro darin investiert. Der Konzern hat diesen Bereich insbesondere in der Schweiz ausgebaut und ist hier der einzige Reifenhersteller mit eigenen Forschungsaktivitäten.
Michelin forscht in der Schweiz auch im Bereich Wasserstoff.
So wurde beispielsweise das aufblasbare Flügelsegel «Wisamo» in der Schweiz entwickelt und getestet. Es kommt inzwischen auf Containerschiffen auf dem Atlantik zum Einsatz mit dem Ziel, den weltweiten Schiffsverkehr zu dekarbonisieren. 2024 gewann diese Erfindung den Innovationspreis der Handelskammer Frankreich – Schweiz.
Michelin forscht in der Schweiz auch im Bereich Wasserstoff, und zwar über das Unternehmen Symbio – ein Gemeinschaftsunternehmen von Michelin, Forvia und Stellantis. Symbio wird 2026 ein Forschungszentrum rund um die Wasserstoffbatterie eröffnen, ebenfalls im Kanton Freiburg.
Der Schweizer Markt ist für Michelin ideal: Er ist für seine Nachfrage nach hochwertigen und innovativen Produkten bekannt. Daher entspricht er voll und ganz der Markenidentität von Michelin, die auf Sicherheit, Performance und Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. Eine der Prioritäten des Unternehmens ist die Sensibilisierung der Verbraucherinnen und Verbraucher für die Nutzung ihrer Pneus bis zum Ende ihrer Lebensdauer, also bis zur gesetzlich vorgeschriebenen Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern. So wird Abfall reduziert und gleichzeitig eine wirtschaftliche und nachhaltige Lösung angeboten.
Die Schweiz bietet Michelin dank ihren renommierten Hochschulen und Universitäten zudem ein interessantes Angebot an hoch qualifizierten Fachkräften. Da die Tätigkeiten von Michelin im zweisprachigen Kanton Freiburg angesiedelt sind, ist es einfach, Mitarbeitende zu finden, die sowohl Französisch als auch Deutsch sprechen. Diese Mehrsprachigkeit ist von grossem Vorteil.
Die Schweiz verkörpert somit für Michelin einen strategischen Knotenpunkt, denn sie zeichnet sich durch eine dynamische Wirtschaft, eine grosse Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Produkten und ein innovationsaffines Umfeld aus.
- Gemäss der Rangliste Clarivate Top 100 Global Innovators 2025. Siehe auch den Artikel von Vippress.net. []
Zitiervorschlag: Léon-Pflieger, Tanguy (2025). Michelin: Fast 100 Jahre Innovation in der Schweiz. Die Volkswirtschaft, 13. Mai.